1.
Einleitung:
Suchtprävention bedeutet in diesem Zusammenhang die zur Verfügung stehenden
Ressourcen im Gemeinwesen zu vernetzen, um sie möglichst vielen zugänglich zu
machen und Defizite zu beseitigen, wenn möglich mit den vorhandenen Kapazitäten.
2.
Jugendliche Gesellungsform heute:
Mein Arbeitsfeld sind in erster Linie Jugendliche, die Probleme haben, ohne
professionelle Unterstützung die Aufgaben des Jugendalters zu meistern.
Jugendliche halten sich nach wie vor gerne in gleichaltrigen Cliquen und
Freundeskreisen auf, allerdings unter sehr veränderten Bedingungen und mit
abnehmender Tendenz, die sich voneinander abgrenzen. Dies orientiert sich zum
Beispiel an:
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Szenen
-
Szenekleidung
-
modischen Stilrichtungen
-
Musikrichtungen
-
Milieus
-
gesellschaftlichen Einstellungen
Hier ist die Palette der Möglichkeiten vielfältiger denn je und wird von den
kommerziellen Modetrends immer schneller aufgegriffen. Daher wird es immer
schwerer, sich als Szene abzugrenzen.
Weiteren großen Einfluss auf die Jugendlichen haben die modernen
Kommunikationsmittel.
Das Handy sichert:
-
die Erreichbarkeit zu jeder Zeit
-
die Erreichbarkeit an jedem Ort
Das Internet wird ausgiebig als Kommunikationsort genutzt. Kwick.de ist ein
Treffpunkt, wo jeder Mitglied sein muss, um dazuzugehören, in zu sein, was
läuft. Ich kenne nahezu niemand, der dort nicht verzeichnet ist. Hier finden Sie
sicherlich auch Ihre Jugendlichen.
Dies alles hat auf die jugendlichen Cliquen immense Auswirkungen:
-
Die Geschlossenheit der Cliquen nimmt zusehends ab. Damit allerdings auch das
Solidaritätsgefühl, die Verlässlichkeit auf andere.
-
Es gibt immer weniger feste Cliquentreffpunkte, die früher notwendig waren, um
miteinander zu kommunizieren.
-
Es ist nicht mehr so eindeutig, wer gehört zur Clique, wer nicht.
Aus alldem folgt, dass Jugendliche auf öffentlichen Plätzen weniger präsent
und weniger auffällig, das heißt problemloser erscheinen, was aber nicht
gleichbedeutend damit ist, dass ihre Probleme geringer werden, im Gegenteil.
-
Der oft beklagte Funktionsverlust der Familie nimmt zu.
-
Die Clique gibt nicht mehr den Halt wie früher.
-
Die Verschuldung durch Handy, Computer, Spielautomaten, kostspielige
Erlebnisgastronomie (Kuhstall, Vegas in Metzingen) nimmt zu.
-
Berufliche Orientierung wird immer schwieriger.
-
Jugendarbeitslosigkeit wird ein immer ernsthafteres Problem, da sie mittlerweile
auch Leute höherer Schulbildung erreicht.
3.
Jugendarbeitslosigkeit:
Jugendliche haben in der Regel einen ganz traditionellen Lebensentwurf:
Arbeiten, Heiraten, Kind, Auto, Urlaub.
Ohne einen gelungenen Start in das Berufsleben wird dies existenziell
gefährdet. Vor allem Förderschüler und Hauptschüler geraten immer mehr unter
Druck.
Damit verbunden ist:
-
Das Gefühl, nicht gebraucht zu werden
-
Von der Familie und der Umwelt als Loser wahrgenommen zu werden
-
Sich selbst als Loser und verzockte Existenz zu sehen
-
Kein Selbstwertgefühl entwickeln zu können
-
Wegdrücken dieser Probleme durch Fluchtverhalten, z. B. durch Alkohol und andere
Drogen
-
Daraus resultiert oft ein Negativkreislauf, in dem dann auch andere
Lebensbereiche in die Krise geraten (z. B. Streit mit den Eltern, Partner/-in,
Schulden), der dann wieder Fluchtverhalten bzw. Suchtmittelkonsum
stabilisiert.
4.
Gegenwirken:
Der einzelne ist bezüglich der Jugendarbeitslosigkeit in seinen Möglichkeiten
sehr eingeschränkt.
a) Initiierung eines Ausbildungspaktes
auf kommunaler Ebene
Vor allem schwächere Schüler brauchen Beziehungen, um auf dem Markt eine
Chance zu haben. Wenn sich hier Verwaltung, Gemeinderat, Schule, ortsansässige
Firmen, Verbände, Vereine zusammenschlössen, wäre das Einzelschicksal eine
gemeinsame Angelegenheit geworden. Wir dürfen die ständig zunehmende Zahl
Jugendlicher, die Schwierigkeiten haben, sich auf dem Arbeits- und
Ausbildungsmarkt zu behaupten, nicht alleine lassen.
In einem ersten Schritt könnten wir
- nach den
eigenen Ressourcen in Riederich sehen,
- einige aus
diesem Kreis könnten die für den Pakt notwendigen Partner ansprechen, mit
Firmen, IHK etc. Kontakt aufnehmen,
- Jugendlichen
beim erfolgreichen Bewerben behilflich sein, ehrenamtlich Engagierte, Schule und
Volkshochschule könnten hier eine Aufgabe finden. Nach Beendigung der Schule
wissen viele nicht, wie heute eine moderne Bewerbermappe und ein gutes
Anschreiben aussieht. Da haben sich in den letzten Jahren die formalen Ansprüche
gewaltig verändert.
- „Vitamin B“ zu
Arbeitgebern herstellen usw.
Jugendliche in ihren Bedürfnissen ernst nehmen, heißt, sie in die
Mitverantwortung zu nehmen. Jugendliche wollen ihre Interessen
öffentlichkeitswirksam artikulieren und umsetzen. Dies betrifft insbesondere
auch schlecht integrierte junge Menschen, die mit geeigneten Konzepten durchaus
zu gewinnen sind. Jugendliche gewinnen daraus viel Selbstwertgefühl, können sich
ausprobieren und lernen dadurch die aktive Teilnahme am Geschehen in der
Gemeinde. Aktive Jugendliche sind gleichzeitig weniger gefährdet, wenn z. B. in
der Ausbildung was schief geht, in die beschriebenen Negativkreisläufe zu
geraten.