Die Auferstehungskirche Riederich ist ein Neubau aus den Jahren 1957/
58. Der fast völlige Neubau einer Kirche war für die Kirchengemeinde damals eine
beachtliche Leistung. Am 1. Juli 1957 wurde mit dem Abbruch der seitherigen
Kirche begonnen. Am 20. Juli 1958 wurde der Kirchenneubau eingeweiht. Architekt
Dipl.-Ing. Manfred Witzgall, Reutlingen, fertigte den Entwurf des Neubaus und
führte die Bauleitung durch.
Die Vorgängerkirche an der Stelle der heutigen Kirche war eine
einfache romanische Kapelle, rechteckig gebaut, ohne Chorraum und ohne Turm,
vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Ihre Fundamentreste wurden beim Neubau durch
Grabungen zum Vorschein gebracht. Erst in der Barockzeit erhielt die Kapelle
einen Choranbau und möglicherweise auch den Turm. Riederich war in jenen
Jahrhunderten eine Filialgemeinde des benachbarten Bempflingen. Die Kapelle
wurde nur gelegentlich für Gottesdienste gebraucht und hatte wohl eher die
Funktion eines Friedhofkirchleins.
Eine eigene Pfarrei bekam Riederich erst 1860. Durch das starke
Wachstum der Bevölkerung begründet, wurde schon 1841 in einem ersten Schritt
zunächst eine Pfarrverweserei errichtet. Trotz der Errichtung einer eigenen
Pfarrei wurde aber in jenen Jahren das Kirchengebäude nicht verändert.
Durch den Neubau in den Jahren 1957/58 wurde die Fläche des
Kirchenraums gegenüber der seitherigen Kirche in etwa verdoppelt. Die Nordwand
wurde an ihrer bisherigen Stelle belassen und das Gebäude nach Süden hin
erweitert. Ebenso wurde das Kirchenschiff nach Osten hin verlängert. Eine Empore
in Hohlsteg-Stahlkonstruktion wurde eingebaut. Die Bänke der Kirche sind aus
afrikanischem Raminholz gefertigt, das ursprünglich für die Reutlinger
Kreuzkirche bestimmt war, dort aber keine Verwendung fand. Die Kirche bietet
Platz für etwa 300 Personen. Bis heute zeigt die Windfangtüre auf der Innenseite
des Turms die alte Mittelachse der Kapelle an. In der neuen Kirche ist die
Mittelachse demgegenüber deutlich nach Süden verschoben.
Der Turm wurde an seiner seitherigen Stelle belassen. Im alten
Rundbogenscheitel des Eingangs auf der Turmseite befand sich bis zum Neubau der
Kirche die Jahreszahl 1732, wohl eine Erinnerung entweder an die Errichtung des
Turms oder an eine frühere Kirchenrenovierung.
Die Fresken an der Nordwand des Kirchenschiffs stammen nach der
letzten wissenschaftlichen Datierung aus der Zeit zwischen 1430 und 1460. Die
Fresken befanden sich lange Zeit unerkannt unter mehreren Putzschichten. Sie
kamen erst beim Abbruch des alten Mauerwerks ans Tagslicht. Die mittelalterliche
Kapelle war einst an drei Seiten, im Westen, Süden und Norden, und vor dem Anbau
eines Chors in der Barockzeit vermutlich auch an der Ostseite, mit einfachen
Wandmalerein versehen. Wären sie vollständig erhalten geblieben, wäre die
Riedericher Kirche heute eine außerordentliche kunstgeschichtliche Kostbarkeit.
Gemalt sind die Fresken in der Art, wie sie auch in der Veitskirche in
Stuttgart-Mühlhausen zu sehen sind.
Die Fresken auf der ehemaligen Südwand der Kirche waren zu unvollständig
erhalten, als dass sich eine Restaurierung gelohnt hätte. Sie zeigten Szenen aus
dem Leben der Heiligen Katharina. Die Kapelle könnte einmal ihr geweiht gewesen
sein.
Der obere Bilderstreifen der Fresken an der Nordwand der Kirche
zeigt Szenen aus der Passionsgeschichte Jesu Christi, von links nach rechts:
· Die Salbung Jesu in
Bethanien (oder aber das Abendmahl)
· Das Gebet Jesu in
Gethsemane und die drei Jünger Petrus, Jakobus und Johannes schläfrig nahe bei
Jesus
· Die Gefangennahme Jesu.
Erkennbar Petrus mit dem Schwert; der Knecht Malchus liegt am Boden, die Lampe
ist ihm entfallen.
· Das Verhör Jesu vor
Pilatus. Für den Fachmann sind erkennbar ein Thronsessel, ein Kriegsknecht und
die Gestalt Jesu.
Vermutlich waren im Mittelalter auf der ummittelbar anschließenden alten
Ostwand einmal die Kreuzigung und Auferstehung zu sehen.
Der untere Bildstreifen Szenen aus Heiligenlegenden, ebenfalls von links nach
rechts:
· Links der Erzengel Michael
mit dem Schwert.
· In der Mitte der Hl.
Sebastian, angebunden an einen Baum
· Rechts der Hl. Veit beim
Martyrium in einem Kessel, sowie der Hl. Martin, der mit einem Bettler seinen
Mantel teilt.
Die unterhalb des unteren Bilderstreifens in einem Arkadenbogen erkennbare
Person kann nicht identifiziert werden. Die weiteren Arkadenbögen waren leer.
Der Altar, der Taufstein und die Basis der Kanzel der
Auferstehungskirche sind aus Gönninger Tuffstein gefertigt. Die Kanzel trägt
Holzschnitzarbeiten des Bildhauers Ulrich Henn aus Ostfildern-Kemnat. Die fünf
Bilder sind prachtvolle Motive aus Matthäus 11,5: „Blinde sehen und
Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Tote stehen auf und
Armen (durch den Künstler mit den Hirten von Bethlehem symbolisiert!)
wird das Evangelium verkündigt.“
Das Chorfenster wurde vom Stuttgarter Kunstglasbauer Adolf Saile
entworfen und gefertigt. Es zeigt, dem Namen der Kirche entsprechend, den
auferstandenen Christus.
Das Steinrelief über dem Haupteingang stammt von dem Tübinger Künstler
Wilhelm Pfeiffer, ebenso das Sgraffito außen an der Südseite, zum
Friedhof hin. Das Steinrelief zeigt einen Heimkehrenden (in Anlehnung an des
Gleichnis vom Verlorenen Sohn – Lukas 15,11-32). Das Sgraffito zeigt Szenen aus
den Auferstehungsgeschichten des Johannesevangeliums (Jesus und Maria von
Magdala – Johannes 20,11-18).
Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1966 und wurde von der
ehemaligen Orgelbaufirma Weigle, Echterdingen, gebaut.
Das Glockengeläute der Kirche besteht aus einer kleineren alten
Bronzeglocke und zwei neuen größeren Stahlglocken, die 1949 als Ersatz für die
zwei zu Kriegszwecken eingeschmolzenen Bronzeglocken angeschafft wurden. Das
Geläute ist auf die Töne B – Des – Es gestimmt.