Gemeinde Riederich, 22.03.2017
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Geschichte


900 Jahre Riederich - Eine Chronik des Ortes

Jungsteinzeit:
Archäologische Funde in der Flur "Brotlosen" deuten auf eine Besiedlung in der Jungsteinzeit hin

Römerzeit:
Die "Heerstraße" zwischen Riederich und Bempflingen: möglicherweise römischen Ursprungs seit 500 n. Chr. Die frühere Schreibweise "Riederichingen" deutet daraufhin, daß der Ort während der alemannischen Landnahmezeit besiedelt
worden ist

1097:
Erste urkundliche Erwähnung Riederichs im Codex des Klosters Hirsau

1235:
In der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich (VII.) wird das Ermstal zum Aufmarschgebiet für die Truppen der verfeindeten Lager

14. Jahrhundert:
Wandmalereien in der Kapelle zum Heiligen Leonhard sind Zeugen für das hohe Alter der Riedericher Kirche

1435/37:
Mühle, Fronhof und Bauerngüter werden erstmals im Lagerbuch des Klosters Hirsau erwähnt

1514:
Riedericher sind beteiligt am Aufstand des Armen Konrad

1534:
Auch nach der Reformation bleibt Riederich weiterhin kirchliches Filial von Bempflingen

16. Jahrhundert:
In Riederich wird auf mehreren Hektar Weinbau betrieben; es gab eine gemeindeeigene Kelter

1618 bis 1648:
Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wird der Ort zu zwei Dritteln zerstört

1697:
Ersterwähnung einer Winterschule am Ort

1708:
Erstnennung eines Rathauses
( Entenbachstr. 19)

1841:
Eröffnung einer sog. Industrieschule

seit 1845:
Massenhafte Auswanderungen nach Nord-Amerika

1860:
Erhebung Riederichs zur selbständigen Pfarrei

1873:
Gründung eines Krieger-und Militärvereins

1875:
Errichtung der Firma Winkler, Baumwollzwirnerei

1877:
Gründung des Sängerbundes Riederich

1879:
Einweihung des neuen Schulgebäudes (heutiges Bürgerhaus)

1880:
Gründung der Feuerwehr

1897:
Gründung des TSV Riederich

1903:
Gründung eines Sozialdemokratischen Ortsvereins

1905:
Errichtung einer Telegraphenhilfsstelle im Gasthaus Rößle

1908:
Anschluß von Privathaushalten an die Stromversorgung der Neckarwerke AG

1914:
Gründung des Krankenpflegevereins Riederich

1918:
Erster Weltkrieg fordert 46 Gefallene und neun Vermißte

1928:
Umbildung der Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr; Bau einer Wasserleitung und Anschluß der Privathaushalte

1933:
Bei der Reichstagswahl entfallen in Riederich 62,2 Prozent der Stimmen auf die NSDAP, 22,5 Prozent auf die KPD.

1945:
Riederich gehört zur Französischen Besatzungszone

seit 1946:
Ankunft von Vertriebenen und Heimatflüchtlingen

1965:
Einweihung der Gutenbergschule

1976:
Sport- und Freizeitgelände "Auf der Heide"

1980:
Einweihung der Gutenberghalle

1989:
Bürgermeister Alfred Barner geht nach 38jähriger Amtszeit in den Ruhestand

90er Jahre:
Umfangreiche Ortskernsanierung

1997:
900 jähriges Ortsjubiläum

100 jähriges Jubiläum des TSV

2000/01:
Bau und Einweihung Neues Rathaus

2001/02:
Umbau des bisherigen Rathauses in ein Bürgerhaus

2002
Einweihung des neuen Bürgerhauses mit Bibliothek, Veranstaltungsräume und TSV-Geschäftsstelle

2005
125-jähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Riederich

2010
60 Jahre Musikverein Riederich

2013
Bürgermeister Klaus Bender geht nach 24jähriger Amtszeit

2017
140 Jahre Sängerbund Riederich

 


 

Wappen der Gemeinde Riederich



Das Wappen der Gemeinde Riederich besteht seit 1924. In Grün zwischen 2 goldenen (gelben) Schrägbalken drei goldene (gelbe) Garnspindeln aneinander.


 

Geschichte

Riederich wird erstmals kurz nach 1100 in einer Kaufurkunde urkundlich erwähnt. Damals hieß es noch Ruderichingen. Die Witwe Richinas von Spitzenberg (heißt auch: von Sigmaringen) verkaufte dem Kloster Hirsau ihr Gut für den Betrag von 78 Mark. Konrad von Württemberg als Verwandter der Verkäuferin machte Ansprüche an dem Gut geltend. Er wurde vom Kloster mit 30 Mark zufriedengestellt. Später, im Jahr 1454, sprach man dann von Rüdrichingen. Im Ortsnamen ist der Personenname "Rouderich" enthalten. Der alemannische Ursprung ist durch die Endung "ingen" nachgewiesen. Um 1565 besaß das Kloster Hirsau eine Mühle mit Bannrecht und erhielt Zinsen aus Äckern und Weingärten. Nach dem Hirsauer Lagerbuch wurde der Besitz von Neckartailfingen gepflegt. Auch ein Fronhof war vorhanden.

Als einziger Ort des Oberamtes Urach kam Riederich mit der Grafschaft Achalm zu Württemberg. Nach dem Lagerbuch von 1454 gehörten Zwing und Bann von Riederich zur Achalm und es blieb bis ins 17. Jahrhundert auch fronpflichtig.

Unter Eberhard im Bart, als die Landesherrschaft ihre Rechte stärker geltend machte, versuchten die Vögte von Urach auch das Ungeld von Riederich an sich zu ziehen. Im Jahr 1605 findet sich unter den Beschwerden des Uracher Amtes eine Klage der "Meier" von Riederich, dass man ihnen das Ungeld nehme. Im 30jährigen Krieg wurde die Mühle niedergebrannt. Riederich gehörte schon im Mittelalter zur Bempflinger Kirche und gab daher den Großen- und Weinzehnten (Kirchensteuer) nach Denkendorf ab. Daneben wurde gleichzeitig ein Heiliger Leonhard besteuert.

Bei der Kirchenerweiterung 1957 ergaben Untersuchungen, dass die Wände von einem romanischen Kirchenbau stammten, der spätestens im 13. Jahrhundert als rechteckige Saalkirche errichtet worden war.

Unter dem Verputz wurde die Jahreszahl 1460 gefunden - nachweislich wurde um diese Zeit die Kirche mit einem gotischen Chor erweitert.

Eine ständige Pfarrverweserei wurde 1841 errichtet, welche dann 1860 zur Pfarrei erhoben wurde. Der erste Schulmeister kam 1818 nach Riederich. Ihm wurde 1839 ein Profisor beigegeben und 1879 wurde dann eine ständige zweite Lehrstelle geschaffen.

In der Oberamtsbeschreibung Urach von Schwenkel heißt es u.a.: "Die Markung von Riederich ist sowohl innerhalb des Bezirks im Verhältnis zu der Einwohnerzahl klein und reicht entfernt nicht aus, das Dorf zu ernähren, so günstig auch die klimatischen und Bodenverhältnisse sein mögen. Natürliche Grenzen der Markung sind nirgends vorhanden".

Früher war Riederich ein reines Bauerndorf. Jedoch im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer mehr zu einer Arbeiterwohngemeinde. Die Bevölkerung betrieb die Handweberei als Hausgewerbe, viele Einwohner gingen auch als Taglöhner in die Gerbereien und Färbereien nach Metzingen.

Von erheblicher Bedeutung waren auch die Futterkräuter, der Wiesen- und Obstbau. Der Weinbau, welcher früher sehr ausgedehnt war, wurde im Jahr 1873 ganz aufgegeben, im Jahr 1895 für kurze Zeit wieder angefangen.

Einzige Firma war damals in der Stuttgarter Straße die Weberei Winkler (danach Zwirnerei Briegel). Sie hatte 1909 über 100 Arbeitskräfte beschäftigt und 150 Webstühle waren vorhanden.

Außerdem gab es eine Mahlmühle und eine Branntweinbrennerei. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine Wandlung zur Industrie- und Gewerbegemeinde ein. Heute sind insgesamt 280 Firmen unterschiedlichster Sparten und Größen im Ort ansässig.

Mit der Ansiedlung von Gewerbebetrieben stieg auch die Einwohnerzahl. Im Jahr 1634 gab es hier 380 Einwohner. Diese Zahl ging infolge des 30-jährigen Krieges auf 110 zurück. 1900 betrug die Einwohnerzahl 918. 1933 waren es 1.042 Einwohner und im Jahr 1950 = 1238 Einwohner. Inzwischen hat Riederich ca. 4.200 Einwohner.

Trotz allem Wandel hat Riederich seinen dörflichen Charakter und seinen liebevollen Reiz nicht verloren.

 

 


 


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