Riederich wird erstmals kurz nach 1100 in einer Kaufurkunde urkundlich
erwähnt. Damals hieß es noch Ruderichingen. Die Witwe Richinas von Spitzenberg
(heißt auch: von Sigmaringen) verkaufte dem Kloster Hirsau ihr Gut für den
Betrag von 78 Mark. Konrad von Württemberg als Verwandter der Verkäuferin machte
Ansprüche an dem Gut geltend. Er wurde vom Kloster mit 30 Mark
zufriedengestellt. Später, im Jahr 1454, sprach man dann von Rüdrichingen. Im
Ortsnamen ist der Personenname "Rouderich" enthalten. Der alemannische Ursprung
ist durch die Endung "ingen" nachgewiesen. Um 1565 besaß das Kloster Hirsau eine
Mühle mit Bannrecht und erhielt Zinsen aus Äckern und Weingärten. Nach dem
Hirsauer Lagerbuch wurde der Besitz von Neckartailfingen gepflegt. Auch ein
Fronhof war vorhanden.
Als einziger Ort des Oberamtes Urach kam Riederich mit der Grafschaft Achalm
zu Württemberg. Nach dem Lagerbuch von 1454 gehörten Zwing und Bann von
Riederich zur Achalm und es blieb bis ins 17. Jahrhundert auch fronpflichtig.
Unter Eberhard im Bart, als die Landesherrschaft ihre Rechte stärker geltend
machte, versuchten die Vögte von Urach auch das Ungeld von Riederich an sich zu
ziehen. Im Jahr 1605 findet sich unter den Beschwerden des Uracher Amtes eine
Klage der "Meier" von Riederich, dass man ihnen das Ungeld nehme. Im 30jährigen
Krieg wurde die Mühle niedergebrannt. Riederich gehörte schon im Mittelalter zur
Bempflinger Kirche und gab daher den Großen- und Weinzehnten (Kirchensteuer)
nach Denkendorf ab. Daneben wurde gleichzeitig ein Heiliger Leonhard
besteuert.
Bei der Kirchenerweiterung 1957 ergaben Untersuchungen, dass die Wände von
einem romanischen Kirchenbau stammten, der spätestens im 13. Jahrhundert als
rechteckige Saalkirche errichtet worden war.
Unter dem Verputz wurde die Jahreszahl 1460 gefunden - nachweislich wurde um
diese Zeit die Kirche mit einem gotischen Chor erweitert.
Eine ständige Pfarrverweserei wurde 1841 errichtet, welche dann 1860 zur
Pfarrei erhoben wurde. Der erste Schulmeister kam 1818 nach Riederich. Ihm wurde
1839 ein Profisor beigegeben und 1879 wurde dann eine ständige zweite Lehrstelle
geschaffen.
In der Oberamtsbeschreibung Urach von Schwenkel heißt es u.a.: "Die Markung
von Riederich ist sowohl innerhalb des Bezirks im Verhältnis zu der
Einwohnerzahl klein und reicht entfernt nicht aus, das Dorf zu ernähren, so
günstig auch die klimatischen und Bodenverhältnisse sein mögen. Natürliche
Grenzen der Markung sind nirgends vorhanden".
Früher war Riederich ein reines Bauerndorf. Jedoch im Laufe der Jahrzehnte
wurde es immer mehr zu einer Arbeiterwohngemeinde. Die Bevölkerung betrieb die
Handweberei als Hausgewerbe, viele Einwohner gingen auch als Taglöhner in die
Gerbereien und Färbereien nach Metzingen.
Von erheblicher Bedeutung waren auch die Futterkräuter, der Wiesen- und
Obstbau. Der Weinbau, welcher früher sehr ausgedehnt war, wurde im Jahr 1873
ganz aufgegeben, im Jahr 1895 für kurze Zeit wieder angefangen.
Einzige Firma war damals in der Stuttgarter Straße die Weberei Winkler
(danach Zwirnerei Briegel). Sie hatte 1909 über 100 Arbeitskräfte beschäftigt
und 150 Webstühle waren vorhanden.
Außerdem gab es eine Mahlmühle und eine Branntweinbrennerei. Erst nach dem
Zweiten Weltkrieg setzte eine Wandlung zur Industrie- und Gewerbegemeinde ein.
Heute sind insgesamt 280 Firmen unterschiedlichster Sparten und Größen im Ort
ansässig.
Mit der Ansiedlung von Gewerbebetrieben stieg auch die Einwohnerzahl. Im Jahr
1634 gab es hier 380 Einwohner. Diese Zahl ging infolge des 30-jährigen Krieges
auf 110 zurück. 1900 betrug die Einwohnerzahl 918. 1933 waren es 1.042 Einwohner
und im Jahr 1950 = 1238 Einwohner. Inzwischen hat Riederich ca. 4.200
Einwohner.
Trotz allem Wandel hat Riederich seinen dörflichen Charakter und seinen
liebevollen Reiz nicht verloren.